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Geschichte der Luxusuhren
Luxusuhren faszinieren Menschen seit Jahrhunderten. Sie sind nicht nur präzise Instrumente zur Messung der Zeit, sondern darüber hinaus Kunstobjekte, Statussymbole und Ausdruck feinster Handwerkskunst. In einem Zeitalter, in dem Smartphones und digitale Technologien die Uhrzeit jederzeit und überall verfügbar machen, behalten mechanische Armbanduhren – vor allem im Hochpreissegment – dennoch ihren besonderen Reiz. Warum ist das so? Es ist die jahrhundertealte Tradition, die hinter jeder Uhr steckt, verbunden mit technischer Raffinesse und gestalterischer Perfektion.
Die Schweiz hat in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle eingenommen. Das kleine Land im Herzen Europas gilt als Synonym für hochpräzise Uhrwerke, traditionelle Fertigungsmethoden und innovatives Uhrmacherhandwerk. Schweizer Manufakturen wie Patek Philippe, Vacheron Constantin oder Audemars Piguet verkörpern heute den Inbegriff von Luxus und Exklusivität, ihre Modelle erzielen auf Auktionen regelmäßig Spitzenpreise und sind oft Sinnbilder für zeitlose Werte. Die vorliegende Abhandlung geht den Ursprüngen dieser Tradition nach, beleuchtet technische Innovationen, Krisenzeiten und die heutige Ausrichtung der Schweizer Uhrenindustrie. Dabei wird deutlich, dass die Faszination für Luxusuhren weit über rein funktionale Aspekte hinausgeht: Es ist eine Verbindung aus Kunst, Kultur und Handwerksethos, die dieses besondere Kapitel Industriegeschichte bis heute so spannend macht.
Frühe Geschichte der Uhrmacherkunst in der Schweiz
Ursprung im 16. Jahrhundert: Einfluss der Hugenotten und Genfer Goldschmiedekunst
Die Wurzeln der Schweizer Uhrmacherkunst reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit geriet Genf, eine Stadt am westlichen Ende der Schweiz, in den Fokus religiöser Flüchtlinge: Infolge der Reformation und der Wirren in Frankreich zog es zahlreiche protestantische Hugenotten in das vergleichsweise sichere, reformierte Genf. Unter den Ankommenden befanden sich viele Handwerker – unter anderem Gold- und Silberschmiede, die ihre kunstvollen Techniken und ihr filigranes Geschick mitbrachten.
In Genf war Luxus in Form von Schmuck und anderen Ziergegenständen jedoch offiziell verpönt. Im Geist des Calvinismus galt prunkvolle Selbstdarstellung als Zeichen von Eitelkeit. Um weiterhin ihre Fähigkeiten einsetzen und sich gleichzeitig dem protestantischen Verbot von Schmuck anpassen zu können, begannen die Hugenotten, ihr Kunsthandwerk auf die Verzierung von Uhrengehäusen und das Kreieren prachtvoller Taschenuhren zu übertragen. Diese Tätigkeit war religiös vertretbar, da Uhren als nützliche Objekte galten und nicht lediglich Schmuckzwecken dienten. Somit entwickelte sich eine frühe Symbiose aus hoher ästhetischer Gestaltung und technischem Uhrmacherwissen, die das Fundament für die künftige Schweizer Uhrenindustrie legen sollte.
Erste Uhrmacherzentren und Spezialisierung der Handwerksbetriebe
Während Genf rasch zum Synonym für feine Taschenuhren wurde, entstand im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts ein weit verzweigtes Netzwerk von Uhrmacherwerkstätten. Besonders in den Tälern des Schweizer Juras wuchs eine dichte Landschaft von Handwerksbetrieben heran, in denen sich manche Meister auf das Räderwerk, andere auf das Zifferblatt und wieder andere auf die Feinjustierung des Uhrwerks spezialisierten. Dieser Ansatz, einzelne Produktionsschritte auf verschiedene Spezialisten aufzuteilen, war für die damalige Zeit neu und erwies sich als äußerst effektiv. Es ließ die Produktionsqualität steigen und ermöglichte zugleich eine größere Stückzahl an hergestellten Uhren.
Gleichzeitig entstand ein reger Austausch zwischen den Betrieben: Werkstücke, die im Tal von Le Locle angefertigt wurden, konnten in Genf weiterverarbeitet werden, wo sie bei spezialisierten Graveuren oder Emailleuren ein kunstvolles Finish erhielten. Diese frühe Form des Netzwerks und der Koordination von Arbeitsschritten schaffte die Voraussetzungen dafür, dass sich die Schweizer Uhrmacherei als eigener Industriezweig fest etablieren konnte.
Technische Innovationen und Aufschwung
Entwicklung neuer Uhrwerke und Ankergänge
Der Hauptgrund, weshalb Schweizer Uhren schon früh international begehrt waren, lag in ihrer Präzision. Während die erste Generation mechanischer Uhren häufig noch ungenau lief, arbeiteten Schweizer Uhrmacher stetig daran, Ganggenauigkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern. Eine wesentliche Rolle spielte dabei der Ankergang, eine Art Hemmung, die den gleichmäßigen Takt einer Uhr steuert und maßgeblich zur Genauigkeit beiträgt. Vorläufer dieser Konstruktion hatte es bereits in England gegeben, doch die Feinabstimmung und Verbreitung des Ankergangs als Standard für hochwertige Uhrwerke sind eng mit der Schweizer Uhrmacherkunst verbunden.
Da die Nachfrage nach verlässlichen Zeitmessern in der gesamten modernen Welt wuchs – zum Beispiel in der Seefahrt, im Militär und zunehmend auch im privaten Bereich wohlhabender Bürger –, profitierten Schweizer Betriebe davon, stets an vorderster Front der technischen Weiterentwicklung zu stehen. Die stetigen Verbesserungen an Uhrwerkkomponenten wie Unruh, Spiralfeder und Hemmung schufen einen Wettbewerbsvorteil, der bis heute spürbar ist.
Verbindung von Technik und Kunst: Verzierungen, Gravuren und Luxusdesigns
Parallel zu diesen technischen Fortschritten verfeinerte sich das gestalterische Handwerk. Viele Schweizer Uhren waren nicht bloß Zeitmesser, sondern begehrte Luxusobjekte, deren Gehäuse reich mit Gravuren, Emaille-Malereien oder Edelsteinen geschmückt wurden. Künstlerische Meisterleistungen, beispielsweise feinste Emaille-Bilder auf dem Zifferblatt oder an der Rückseite einer Taschenuhr, machten jedes Exemplar zu einem Unikat. Solche Kreationen fanden Abnehmer nicht nur in Europa: Auch in den orientalischen Königshäusern des Osmanischen Reiches oder in Russland galt eine kunstvolle Schweizer Uhr als Zeichen von Wohlstand und kulturellem Fortschritt.
Damit verband sich bereits früh das Image von Schweizer Uhren als Synthese aus technischer Zuverlässigkeit und gestalterischer Perfektion. Diese Verbindung sollte später in den Armbanduhren des 20. Jahrhunderts maßgeblich weiterleben und die Weltmarktdominanz der Schweizer Uhrenindustrie stützen.
Wachsende Nachfrage und globale Exporte
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verbesserte sich auch der internationale Handel. Dampfschiffe, Eisenbahnen und später aufkommende Telegrafennetze sorgten dafür, dass Schweizer Uhren vermehrt den Weg in Märkte außerhalb Europas fanden. Bis ins späte 19. Jahrhundert entwickelte sich eine regelrechte Exportindustrie; Genf, La Chaux-de-Fonds, Le Locle und Biel/Bienne avancierten zu Zentren der Uhrenherstellung. Amerikanische Firmen wie Waltham oder Elgin produzierten zwar auch massenhaft preisgünstige Uhren, doch der Ruf der Schweizer Hochpräzisionsarbeit blieb unangefochten.
Zu dieser Zeit begann sich bereits ein Grundsatz in der öffentlichen Wahrnehmung festzusetzen: „Swiss Made“ wurde mehr und mehr zum Synonym für Zuverlässigkeit und Exzellenz. Zwar war die Bezeichnung selbst noch nicht formal geregelt, doch das Qualitätsimage der Schweiz im Uhrensektor nahm zunehmend Gestalt an.
Aufstieg renommierter Manufakturen
Gründung ikonischer Marken (z. B. Patek Philippe, Vacheron Constantin)
Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Manufakturen, die noch heute das Bild der Schweizer Uhrenindustrie prägen. Vacheron Constantin geht beispielsweise auf das Jahr 1755 zurück und zählt zu den ältesten ununterbrochen tätigen Uhrenherstellern weltweit. Patek Philippe, gegründet 1839 von Antoni Patek und später ergänzt durch den französischen Uhrmacher Adrien Philippe, machte sich vor allem mit innovativen Patententwicklungen im Bereich Kronenaufzug und Komplikationen wie Ewigen Kalendern einen Namen.
Diese frühen Firmen setzten von Anfang an auf Qualität statt Quantität und setzten höchste Maßstäbe an ihre Uhrwerke und Gehäuse. Das Resultat waren Zeitmesser, die in kleinen Stückzahlen, jedoch auf dem höchsten Niveau gefertigt wurden – eine Philosophie, die bis heute als Manufakturgedanke in vielen Betrieben weiterlebt.
Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Produktionskette
Neben den großen Namen existierten unzählige kleinere Werkstätten, die sich auf einzelne Teile, zum Beispiel Spiralfedern, Zahnräder oder Gehäuse, spezialisierten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich diese Arbeitsteilung zu einem industriellen System, bei dem Zulieferer mit einzelnen größeren Marken zusammenarbeiteten. Auf diese Weise konnte eine Firma, die sich vorwiegend mit der Konstruktion neuer Uhrwerke beschäftigte, andere Spezialisten für die Herstellung bestimmter Komponenten heranziehen. Die Endmontage und Feineinstellung fanden dann wieder in der Hauptmanufaktur statt. Diese dezentrale Struktur wirkte sich positiv auf Innovation, Flexibilität und Qualitätssicherung aus.
Entstehung eines Qualitätsbegriffs „Swiss Made“
Mit dem Siegeszug der Schweizer Uhren in Europa und Übersee begann auch die formale Festigung des Begriffs „Swiss Made“. Da Nachahmungen und Fälschungen zunahmen, reifte bereits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert das Bedürfnis, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Schweizer Ursprung regeln sollten. Obwohl die genauen Vorschriften über die Verwendung von „Swiss Made“ sich im Laufe der Zeit immer wieder änderten, war die Kernaussage stets klar: Eine Uhr, die diesen Schriftzug trägt, muss überwiegend in der Schweiz gefertigt und montiert worden sein und bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Daraus erwuchs ein weltweit anerkanntes Gütesiegel, das Luxusuhren aus der Schweiz bis heute auszeichnet.
Krisenzeiten und Wiedergeburt
Die Quarzkrise in den 1970er- und 1980er-Jahren
Eine der gravierendsten Zäsuren in der Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie trat in den 1970er-Jahren ein. Mit der Einführung der Quarztechnologie durch japanische Hersteller, allen voran Seiko, erhielten mechanische Uhren weltweit Konkurrenz. Quarzuhren waren bei Markteintritt nicht nur deutlich günstiger, sondern liefen auch präziser als viele mechanische Modelle. Sie erforderten weniger Wartung und konnten in großer Stückzahl automatisiert gefertigt werden.
Die Schweiz hatte die Auswirkungen dieser Technologie zunächst unterschätzt. Viele etablierte Betriebe, die ganz auf mechanische Uhrwerke setzten, mussten plötzlich dramatische Einbußen bei den Verkaufszahlen hinnehmen. Zahlreiche Manufakturen sahen sich gezwungen, ihre Belegschaft stark zu reduzieren oder gänzlich zu schließen. Diese Phase ist als „Quarzkrise“ in die Geschichtsbücher eingegangen und brachte die traditionelle Schweizer Uhrenindustrie an den Rand des Zusammenbruchs.
Strategiewechsel: Fokussierung auf Luxus, Handwerkskunst und Innovation
Die Wende kam, als einige visionäre Unternehmer und Manager in der Schweiz erkannten, dass die mechanische Uhr nicht nur ein Instrument zur Zeitmessung, sondern vielmehr ein Luxus- und Kultobjekt war. So setzte man ab den 1980er-Jahren verstärkt auf das Hochpreissegment, verfeinerte die Komplikationen (z. B. Tourbillon, Ewiger Kalender, Repetitionen) und rückte die traditionsreiche Handwerkskunst wieder in den Vordergrund. Statt sich den preislichen Wettkampf mit Massenprodukten aus Japan zu liefern, besann man sich auf die Kernkompetenz: edle, mechanische Uhrwerke, exklusives Design und limitierte Stückzahlen.
Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der Swatch Group unter Nicolas G. Hayek im Jahr 1983. Die Idee, eine preiswerte und modische Quarzuhr (Swatch) zu vermarkten, rettete einerseits viele Arbeitsplätze in der Schweiz und ermöglichte andererseits eine Quersubventionierung der traditionsreichen Luxusmarken. So konnten trotz der Krise Manufakturen erhalten werden, was langfristig das Überleben der gesamten Schweizer Uhrenindustrie sicherte.
Bündelung der Kräfte: Industrieverbände und Swatch-Gruppe
Mit der fortschreitenden Konzentration im Uhrenmarkt kam es auch zur Gründung und Stärkung von Industrieverbänden wie der Fédération de l’Industrie Horlogère Suisse (FH). Diese Organisationen setzen sich für den Schutz des Labels „Swiss Made“ ein, fördern Innovationen und unterstützen die weltweite Vermarktung Schweizer Uhren. Gleichzeitig etablierte die Swatch Group, die aus Fusionen mehrerer Hersteller und Zulieferer hervorging, eine starke Struktur, die es ermöglichte, viele Marken unter einem Dach zu vereinen – von Einstiegsmarken (Swatch, Hamilton, Tissot) bis hin zu High-End-Produzenten (Breguet, Blancpain).
In den Folgejahren stabilisierte sich die Schweizer Uhrenindustrie. Das Image, auf das man während der Krise bewusst gesetzt hatte – Exklusivität, Handwerkskunst und Tradition – stieg bei einer wachsenden Gruppe wohlhabender Konsumenten weltweit in der Gunst. Mechanische Luxusuhren wurden zum Sinnbild für Beständigkeit und Wertigkeit in einer zunehmend schnelllebigen Welt.
Moderner Luxusuhrenmarkt
Wachsende Bedeutung von Markenimage und Lifestyle
Mit der Rückbesinnung auf die Manufakturtradition ging eine zunehmende Bedeutung der Markenidentität einher. Luxusuhren im 20. und 21. Jahrhundert verkaufen sich nicht allein über ihre technische Finesse, sondern auch über ihr Image und den dazugehörigen Lifestyle. Uhrenmarken positionieren sich seither bewusst als Hersteller von Prestigeobjekten, die mit Begriffen wie „Exklusivität“, „Leidenschaft“ und „Unvergänglichkeit“ aufgeladen werden. Wer sich eine Rolex, eine Patek Philippe oder eine Audemars Piguet ans Handgelenk legt, kauft in gewisser Weise auch ein Stück Geschichte und Identität.
Auf Messen wie der Watches & Wonders (ehem. SIHH) in Genf oder der Baselworld (bis 2020) werden jährliche Neuheiten vorgestellt, Trends gesetzt und das Markenimage gepflegt. Dort treffen sich Hersteller, Händler, Sammler und Journalisten, um die Innovationen und Designupdates zu begutachten. Das große mediale Interesse spiegelt die Rolle dieser Messen als Gradmesser für den gesamten Luxussektor wider.
Neue Technologien, Smartwatches und Herausforderungen
Obwohl sich die Schweizer Uhrenindustrie nach der Quarzkrise wieder eindrucksvoll erholte, sehen sich die traditionellen Hersteller heute neuen Herausforderungen ausgesetzt – allen voran den Smartwatches. Seit Apple 2015 die Apple Watch auf den Markt brachte, hat sich ein stetig wachsender Markt für vernetzte Uhren etabliert, die weit mehr können als nur Zeit anzeigen. Pulsmessung, EKG-Funktionen, Sprachsteuerung und Schnittstellen zu Smartphone-Apps sind nur einige Beispiele für die Integration moderner Technologie ins Handgelenk.
Dennoch unterscheiden sich Smartwatches konzeptionell von mechanischen Luxusuhren. Während Ersteres eher als elektronisches Lifestyle- oder Fitness-Produkt gesehen wird, geht es bei Letzterem um Beständigkeit, mechanische Faszination und Langlebigkeit. Somit stehen sie nicht unbedingt in direkter Konkurrenz, sondern bedienen oft unterschiedliche Zielgruppen und Bedürfnisse. Manche Schweizer Luxusmarken haben jedoch reagiert: TAG Heuer brachte beispielsweise eine eigene Smartwatch-Kollektion auf den Markt, die das traditionelle Design mit digitaler Technologie kombiniert. Andere Hersteller lehnen Smartwatches ab und setzen noch stärker auf ihre mechanische DNA als Alleinstellungsmerkmal.
Nachhaltigkeit und Ethik in der Schweizer Uhrenindustrie
In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit und ethische Beschaffung von Materialien stärker in den Fokus gerückt. Kunden und Konsumenten stellen zunehmend Fragen zur Herkunft von Edelmetallen und Edelsteinen, die für Uhrengehäuse und -elemente verwendet werden. Die Branche reagiert mit Zertifizierungen wie dem Responsible Jewellery Council (RJC)-Siegel und bemüht sich, ihre Lieferketten transparenter zu gestalten. Gleichzeitig machen Themen wie Umweltschutz, Energieeffizienz in der Produktion und das soziale Engagement der Marken Schlagzeilen. Die Schweizer Uhrenindustrie hat erkannt, dass in einer Welt, in der Konsumenten immer mehr auf Werte statt nur auf Produkte achten, nachhaltiges Handeln zum Kernbestandteil der Markenphilosophie werden muss.
Zukunftsperspektiven
Trends bei Mechanik und Komplikationen
Trotz (oder gerade wegen) digitaler Alternativen ist bei vielen Liebhabern das Verlangen nach mechanischen Werken ungebrochen. Tradition, Handarbeit und die faszinierende Technik einer mechanischen Uhr üben eine fast magische Anziehungskraft aus. Komplikationen – wie etwa Tourbillon, Minutenrepetition, Ewiger Kalender oder retrograde Anzeige – sind für Sammler ein Zeichen höchster Uhrmacherkunst. Marken, die solche Raffinessen in limitierter Auflage anbieten, erleben eine anhaltende Nachfrage bei einer gut situierten Kundschaft. Es ist durchaus denkbar, dass weitere mikro-mechanische Innovationen entwickelt werden, die den Rahmen des klassischen Uhrmachens sprengen, ohne den Charakter der feinen Uhrwerke zu verlieren.
Digitaler Wandel und E-Commerce
Während der stationäre Fachhandel nach wie vor eine wichtige Rolle spielt – insbesondere bei hochpreisigen Zeitmessern, die ein intensives Beratungserlebnis erfordern –, gewinnt E-Commerce auch in der Luxusbranche zunehmend an Bedeutung. Einige Marken öffnen sich dem Online-Direktverkauf, teils exklusiv über ihre eigenen Webseiten oder über ausgewählte Plattformen. Gleichzeitig verschmilzt die digitale Welt mit der realen: Virtuelle Showrooms, Online-Konfiguratoren und Social-Media-Kampagnen sind heute selbstverständliche Werkzeuge im Marketing-Mix der Marken. Die Herausforderung besteht darin, das haptische Erlebnis einer Luxusuhr, ihre Materialien und die emotionale Wirkung, auch digital überzeugend zu vermitteln.
Chancen und Risiken für Schweizer Uhrenhersteller
Die Schweizer Uhrenindustrie steht vor einem komplexen Spannungsfeld: Einerseits gibt es nach wie vor eine treue Klientel, die in mechanischen Uhren ein kunstvolles Erbe und ein dauerhaftes Investment sieht. Andererseits müssen Hersteller auf junge Generationen reagieren, deren Lebensstil stark von digitaler Vernetzung, Nachhaltigkeitsaspekten und Individualisierungswünschen geprägt ist. Marken, die es verstehen, ihre Tradition mit einem modernen Auftreten zu verbinden, können daraus Kapital schlagen.
Zu den Risiken zählen neben der Konkurrenz durch Smartwatches oder digital orientierte Lifestyle-Produkte auch politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Schwankungen in wichtigen Absatzmärkten wie China, den USA oder dem Nahen Osten. Dennoch haben die meisten Schweizer Hersteller ihre Lehren aus vergangenen Krisen gezogen: Sie agieren global, diversifizieren ihr Portfolio und setzen konsequent auf Markenpflege sowie Innovation. Insofern hat die Schweiz beste Chancen, auch im 21. Jahrhundert das Herz der internationalen Luxusuhrenbranche zu bleiben.
Zusammenfassung: Schweizer Luxusuhren
Die Entstehung und Entwicklung der Luxusuhren ist eng mit der Schweizer Uhrmacherkunst verwoben. Was im 16. Jahrhundert mit religiösen Flüchtlingen und Goldschmiedekunst in Genf begann, entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg zu einer weltweit führenden Industrie, die für Präzision und Ästhetik gleichermaßen steht. Von den anfänglich kunstvoll gestalteten Taschenuhren, verziert mit Gravuren und Emailmalerei, bis hin zu den hochkomplexen Armbanduhren unserer Tage spannt sich ein weiter Bogen. Dazwischen liegen Meilensteine wie die Erfindung neuer Hemmungs- und Aufzugssysteme, der Aufbau einer arbeitsteilig organisierten Uhrenregion im Schweizer Jura und der konsequente Ausbau eines globalen Exportsystems.
Nichts hat die Schweizer Uhrenindustrie jedoch so stark geprägt wie die Quarzkrise in den 1970er- und 1980er-Jahren. In dieser Zeit drohte das Ende des traditionellen Handwerks, als effiziente Quarztechnologien aus Fernost den Markt in kurzer Zeit eroberten. Doch indem die verbliebenen Hersteller sich noch stärker auf ihr Markenkernwert – nämlich handwerkliche Perfektion und exklusive Mechanik – besannen und große Allianzen wie die Swatch Group entstanden, erfolgte eine eindrucksvolle Wiedergeburt. Heute gilt die Schweiz wieder als Synonym für Luxusuhren und steht an der Spitze in Bezug auf technische Innovationen und kunstvolle Fertigung.
Aktuell sieht sich die Branche neuen Herausforderungen gegenüber: Smartwatches und digitale Lösungen konkurrieren zumindest in einigen Marktsegmenten mit den traditionellen Zeitmessern, und wachsende Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit und ethischer Beschaffung erhöhen den Druck auf die Herstellungsverfahren. Dennoch bleiben mechanische Uhren aus der Schweiz begehrt: Als Statussymbole, Sammlerobjekte oder emotionale Wertgegenstände, die oft über Generationen weitergegeben werden. Das klassische Label „Swiss Made“ verkörpert inzwischen mehr als nur einen Herkunftsnachweis; es ist ein global etabliertes Qualitätssiegel, das Kenner und Liebhaber mit Zuverlässigkeit, handwerklichem Geschick und Innovation verbinden.
Die Zukunft wird zeigen, wie Schweizer Uhrmacher Tradition und Moderne weiterhin vereinen können. Doch die Geschichte legt nahe, dass Krisen stets auch Chancen bergen und sich die Branche, angetrieben von Pioniergeist und Innovationsfreude, immer wieder neu erfinden kann. In einer Welt, in der Zeitmessung an jedem Smartphone verfügbar ist, bleibt der Reiz eines mechanischen Uhrwerks ein unvergleichliches Erlebnis – ein Symbol für beständige Werte und kunstvolles Handwerk, das sich dem schnellen Wandel der Zeit mit stoischer Präzision entgegensetzt. Somit wird die Faszination für Schweizer Luxusuhren wohl auch in Zukunft nicht verblassen.